Grünheide – Zu Hause in… lautet der Titel unserer Serie, in der Menschen aus der Region vorgestellt werden. Das können Frauen und Männer sein, die schon immer hier leben oder hier ihre Wahlheimat gefunden haben. Heute: Carola Schnee.
Wenn Carola Schnee sich in ihrer Grünheider Werkstatt an den großen Arbeitstisch stellt und aus einem Stück Ton ein Kunstwerk formt, dann ist sie zufrieden. „Es ist immer wieder faszinierend, etwas Neues entstehen zu lassen“, sagt die 46-Jährige, „und der Arbeitsprozess hat für mich geradezu etwas meditatives.“ Wie viele Reliefbilder sie gestaltet hat, wie viele ihrer Fliesen Fassaden verschönern, weiß sie nicht genau. Dass die Keramik aber zu ihrem Leben gehört, ist für die Grünheiderin ganz selbstverständlich. Genauso wie ihr Wunsch, dieses Wissen weiterzugeben. „Das Keramik-Handwerk kommt wieder“, ist die blonde Frau sicher und beginnt eine luftballongroße Tonkugel zu bemalen.
Schon früh kam die gebürtige Stralsunderin mit dem Formen, Brennen und Dekorieren von Tonmineralien
in Berührung. Ihre Mutter war Meisterin für Ofenkachelproduktion im bekannten Plattenwerk Meißen. Schon als kleines Mädchen war Carola Schnee beim Formen von Fliesen dabei. „Ich fand den Matsch einfach schön“, sagt sie und lacht.
Sie machte in Meißen selbst eine Lehre zur Keramikerin. Dann aber verließ sie der Liebe wegen die Heimat – und zog Anfang der 1990er Jahre nach Erkner. „Ich wollte mal gucken, was mich hier oben erwartet“, sagt sie und ganz leicht schimmert der sächsische Dialekt immer noch durch.
Jahre mit wechselnden Aufgaben folgten. Carola Schnee töpferte mit Kindern und Jugendlichen beim CTA-Kulturverein in Fürstenwalde: „Eine tolle Zeit und eine Herausforderung, jungen Menschen immer wieder zu zeige
n, was in ihnen steckt.“ Sie arbeitete nach der Geburt ihrer Tochter im Porzellan-Atelier Schöneiche und war dann fünf Jahre in Eisenhüttenstadt Prüferin für sogenannte Segerkegel. Das sind Instrumente zur Temperaturkontrolle in mehr den mehr als tausend Grad heißen Brennöfen.
In Sieversdorf beschäftigte sie sich sieben Jahre beruflich in der Firma Kunst- und Baukeramik vor allem mit Glasuren für die Herstellung von Jugendstilfliesen. Später leitete sie in den Lichtenberger Werkstätten in Berlin befristet eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen bei der Keramik-Arbeit an. „Eine Dankbarkeit, wie von den Menschen dort, hatte ich so noch nicht erlebt“, sagt sie.
Umbrüche gab es einige in ihrem Leben „und, ja, ich brauche immer mal neue Ziele und Herausforderungen.“ Jetzt arbeitet sie bei einer großen Fliesenfirma in Berlin. Dort berät sie Kunden und verantwortet die Ausstellung. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich auch wieder etwas mit meinen eigenen Händen bewegen will.“
Mit ihrem Lebenspartner Rainer Jahn lebt sie seit drei Jahren in Grünheide. Durch glückliche Umstände konnte sie eine ehemalige Garage auf ihrem Wohngrundstück in der Altbuchhorster Straße zu einem kleinen Keramikatelier ausbauen. „Bunte Wurzel“ heißt es – Farbvielfalt und Entstehen sollen damit symbolisiert werden, für Carola Schnee wichtige Merkmale ihrer Arbeit.
„Das Atelier war erst mal für mich gedacht, aber schon bald kamen die ersten Fragen nach Workshops.“ Carola Schnee meldete ein Kleingewerbe an. Montags und mittwochs gibt sie jetzt – unter ihrem Leitsatz „Ton Dich aus!“ – Kurse für maximal sechs Teilnehmer. Nach der Sommerpause geht es im September weiter. „Überwiegend machen Frauen mit, die Männer trauen sich nicht so richtig. Warum weiß ich gar nicht“, sagt sie. Ein Sommer-Workshop am Sonnabend, dem 11. August, zu Reliefbildern und Dekorfliesen ist bereits ausgebucht, für einen weiteren am 12. August hat sie noch freie Plätze. Auf Anfrage gibt sie auch Kurse außerhalb der Werkstatt.
In Grünheide habe sie sich sofort angekommen gefühlt, sagt Carola Schnee an ihrem großen Arbeitstisch mit der Tonkugel. „In Zukunft will ich hier dieses tolle Handwerk möglichst vielen Menschen näher bringen.“
Quelle: https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1672797/